„Fotografie zwischendurch“ von Carsten Schröder ist im September 2019 in der ersten Auflage im dpunkt.verlag erschienen und in der Druckversion für knapp 33 Euro erhältlich. Beim Autor handelt es sich um einen mehrfach ausgezeichneter Foto-Amateur, der sein Wissen auch in Workshops und Coachings weitergibt. Ausweislich der Verlagsbeschreibung richtet sich das Buch an „Fotografen“, mithin alle diejenigen, die Fotos aufnehmen. Dieser Zielgruppe möchte der Autor, vermitteln, wie man die Fotografie in einen vollgepackten Alltag integrieren kann.
Um dies zu erreichen, stellt der Autor dem Leser keine konkreten Aufgaben oder Übungen vor, sondern berichtet stattdessen anekdotisch von seinen Erfahrungen und Gelegenheiten, bei denen er häufig quasi nebenbei Zeit für sein Hobby Fotografie gefunden hat. Der Schwerpunkt der jeweils wenige Seiten kurzen Anekdoten liegt hierbei auf den jeweils aufgenommenen Bildern. Ergänzt werden diese durch eine kurze Schilderung der Rahmenbedingungen sowie den Exif-Daten und kurzen Hinweisen zur Bildgestaltung und späteren Nachbearbeitung.
Es handelt sich hierbei weniger um ein Lehrbuch, in dem man erfährt, wie man in wenigen Minuten gute Bilder aufnehmen kann. Stattdessen schaut man dem Fotografen über die Schulter und lauscht seinen Erfahrungen in den verschiedenen Situationen, in denen er fotografiert hat. Hier spielt das Buch seine große Stärke aus: Carsten Schröder zeigt Bilder, die er in den unterschiedlichsten Situationen mit dem unterschiedlichsten Equipment aufgenommen hat, sei es in der Mittagspause, beim Warten, in der Stadt, auf dem Land, im Urlaub oder nahe der heimischen Haustür. So vermittelt das Buch, wenn man es liest, die Gewissheit, dass überall Motive zu finden sind und es keinen Grund gibt, nicht zu fotografieren.
Die Vielzahl der unterschiedlichen Situationen, in denen die Bilder entstanden sind, bringt es mit sich, dass nicht alle Kapitel gleichermaßen relevant oder interessant für den einzelnen Leser sind – eben weil sie wenig mit der eigenen Umwelt zu tun haben. Dies tut der Botschaft in Anbetracht der vielen Kapitel, die dann eben doch „passen“ keinen Abbruch. Besonders stark ist das Buch hier nach meinem Empfinden in Alltagssituationen wie der Fotografie auf dem IKEA Parkplatz oder am Großstadt-Bahnhof. Demgegenüber sind andere Kapitel unter dem Blickwinkel des Untertitels des Buchs weniger relevant: Die Gelegenheit zum spontanen Fotografieren beim Auskundschaften von Workshop-Locations in einem Park ist in meinen Augen ein Foto-Ausflug, weniger „Fotografie zwischendurch“.
So wie das Buch mit dem verbreiteten Vorurteil aufräumt, dass es vor der eigenen Haustür keine interessanten Motive gibt, räumt es dank der vielfältigen eingesetzten Fotoausrüstung mit der Behauptung auf, man benötige eine teure Kamera, um gute Bilder aufzunehmen. Schaut man sich die unterschiedlichen Apparate an, die Carsten Schröder zum Anfertigen der Bilder eingesetzt hat, ist die Botschaft schlicht befreiend: Es kommt nicht auf die Kamera an. Die im Buch enthaltenen Bilder zeigen dies besser als es jeder erhobene Zeigefinger oder weise Ratschlag könnte.
Diese Erkenntnisse vermitteln sich dem Leser en passant beim Blättern und Stöbern im Buch, wenn man sich einlässt, zuhört und mit Muße durch das Werk blättert. Ein Buch weniger zum Arbeiten, sondern stattdessen vielmehr zum Schmökern.
Was also ist mein Fazit? Das Buch ist absolut lesenswert und motiviert dazu, die Fotografie (noch) stärker in den Alltag zu integrieren. Die Vielfalt der Motive und verwendeten Ausrüstung vom Mobiltelefon bis hin zur Kleinbild-DSLR zeigen, dass es keine Ausreden gibt, nicht zu fotografieren, dass sich in nahezu jeder Situation die Gelegenheit ergibt, das ein oder andere Bild aufzunehmen und auch eine unspektakuläre Alltagsumgebung zu spektakulären Ergebnissen führen kann. Mithin ist das Buch eine klare Empfehlung für alle, die eine Inspiration suchen, häufiger zur Kamera zu greifen.
Produktinformationen
Carsten Schröder, Fotografie zwischendurch. 20 Minuten Alltag mit Kreativität füllen, EUR 32,90, Festeinband, Erscheinungsdatum: September 2019, 266 Seiten, dpunkt.verlag GmbH
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